Auch die zweite prämierte Arbeit beschäftigt sich mit langfristigen und kurzzeitigen Einflüssen auf Vogelpopulationen. Fabiola Neumann kartierte in ihrer Arbeit die Brutplätze der Rauch- und Mehlschwalbe (Hirundo rustica und Delichon urbicum) in Haselbach bei Bischofsheim v. d. Rhön. Um auch Aussagen über die langfristige Bestandsentwicklung der Schwalben machen zu können, befragte sie nahezu jeden Haushalt nach früheren Vorkommen der beiden Schwalbenarten in Haselbach. 2013 brüteten hier drei Rauchschwalbenpaare und 32 Mehlschwalbenpaare (an 15 Gebäuden).
Besonders für die Rauchschwalbe ist dieses Ergebnis als katastrophal zu bezeichnen; seit 1965 ist sie damit an 26 ehemals besetzten Brutplätzen nicht mehr erschienen. Das entspricht einem Rückgang an Brutplätzen um mehr als 90%. Hauptursache ist die Aufgabe vieler kleinbäuerlicher Betriebe und der damit verbundene Verlust der Brut- und Nahrungshabitate für die Rauchschwalbe. Schlechte Witterung zur Brutzeit, wie 2013 mit einem kalten und regenreichen Maiende, verschärfen die Situation noch zusätzlich. Auch die Mehlschwalbe ist von derartigen Schlechtwetterereignissen betroffen, wie fünf 2012 noch besetzte, aber 2013 verwaiste Brutplätze belegen. Insgesamt stellt sich der Rückgang an Brutplätzen aber nicht ganz so dramatisch (20%) dar, wenngleich bei beiden Schwalbenarten die Zahl der Brutpaare sicherlich deutlich gesunken ist.
Der Rückgang eines weiteren Kulturfolgers, der erst seit einigen Jahren deutlich in den Fokus gerückt ist, war Thema einer weiteren Arbeit von Alwina Kaiser. Sie beschäftigte sich mit dem Vorkommen des Haussperlings (Passer domesticus) in Brendlorenzen. Gegenstand ihrer Arbeit waren die Lebensraumnutzung dörflicher Strukturen durch den Haussperling sowie eine Analyse der Brutplätze. Wie zu erwarten, nutzen Haussperlinge hauptsächlich Bereiche, die sich als „bäuerlich geprägt“ mit lockerer Bebauung und zahlreichen Grünflächen charakterisieren lassen. Dort finden sie neben vielfältigen Brutmöglichkeiten auch genügend Nahrung für die Jungenaufzucht, v.a. Insekten. Solche Strukturen finden sich in Brendlorenzen v. a. zwischen der Hauptstraße im Norden und der Adolf-Johannes-Straße im Süden.
Je weiter man von dort in Richtung Meininger Straße geht, desto geringer wird die Dichte an Haussperlingen, da zahlreiche versiegelte Flächen und gepflegte Grünanlagen dem Haussperling nicht mehr genügend Nahrung bieten. Bei der Wahl der Brutplätze zeigte sich der Haussperling auch in Brendlorenzen gewohnt vielseitig. Besonders hervorzuheben ist die Brut von drei Paaren in einem Taubenkasten, der gleichzeitig auch von den Tauben genutzt wurde.
Die vierte und letzte Arbeit von Stella Moore behandelt die Libellenfauna eines Teiches bei Hohenroth. Dazu wurden während des gesamten Sommers wöchentlich Zählungen durchgeführt, um sowohl die Arten als auch die jeweilige Anzahl der Libellen festzustellen. Der Teich ist ca. 500 m2 groß und wird extensiv genutzt. Insgesamt konnten 18 Libellenarten – 9 Großlibellen- und 9 Kleinlibellenarten – bestimmt werden.
Diese Artenzusammensetzung entspricht derjenigen, die an anderen Teichen in Bayern festgestellt wurde. Bei den Kleinlibellen waren die Azurjungfern mit Abstand am häufigsten anzutreffen. Neben der v.a. im Mai und Juni gehäuft auftretenden Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) konnte auch mehrmals die seltene Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) bestimmt werden. Bei den meisten Arten kann man von einer Fortpflanzung im untersuchten Gewässer ausgehen, einige Arten waren aber offensichtlich nur Gäste wie die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), die normalerweise an fließenden Gewässern vorkommt. Die Zahl der Großlibellen stieg im Verlauf des Sommers merklich an, was v. a. an der steigenden Anzahl an Heidelibellen, v.a. der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum), lag. Weitere Großlibellen, die auch bei der Eiablage beobachtet werden konnten, sind die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), die Große Königslibelle (Anax imperator) und die Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea). Obwohl damit fast ausschließlich häufige Libellenarten beobachtet wurden, stellt dieser Teich dennoch einen wertvollen Reproduktionsort für Libellen dar, der vor drastischen Eingriffen des Menschen bewahrt werden sollte.
Wie wichtig eine kontinuierliche Fortsetzung freilandbiologischer Arbeiten ist, zeigt ein Beispiel aus dem aktuellen Biologie W-Seminar: Felix Heuring erfasst die Zahl der Dohlen am Hohntor in Bad Neustadt und stellte im Vergleich zur letzten Zählung durch Anne Schiermeyer (vgl. Jahresbericht 2012/13) einen Rückgang von 17 auf drei Paare fest. Der Grund hierfür ist, dass den Dohlen der Zugang zu ihren Brutplätzen durch Verschluss genommen wurde. Wir hoffen, diesen Mangel in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden wieder beheben zu können.
Während in den letzten Jahren v.a. die Kartierung von Vögeln und Fledermäusen im Vordergrund stand, laufen aktuell auch mehrere Arbeiten mit botanischem Schwerpunkt. Besonders gespannt sein darf man auf die Ergebnisse der Erfassung von zwei Neophyten, Pflanzen, die bei uns eingebürgert wurden, also nicht heimisch sind. Johannes Enders kartiert die Gelbe Gaucklerblume in Haselbach und Lukas Rahm erfasst die Bestände des Indischen Springkrauts entlang der Brend.
Damit den Naturschutzverbänden auch etwas zurückgegeben werden kann, organisierten die Lehrkräfte der Fachschaft Biologie auch dieses Jahr wieder Sammelaktionen des LBV. 2014 konnten dem LBV insgesamt 2689,34 € überwiesen werden.
Herausragende Sammler und Sammlerinnen waren hierbei Emma Keidel, Sarah Sitzmann (5b), Sahyan Tarek, Lukas Kubik (5a), Michelle Panov, Lisa Weiling, Svenja Link und Felicia Büttner (5d). Ihnen und allen anderen Sammlern und Sammlerinnen an dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!